"Die Studenten fragen ja nicht!"

Seit einigen Semestern entwickelt sich die Humboldt Uni durch zahlreiche Neuberufungen immer mehr zu einer anerkannten Universität. Im Rahmen des Lehrangebots spielt die Professorenauswahl eine zentrale Rolle. Sie sichert die Akzeptanz und das Wachstums einer Bildungsstätte im nationalen und internationalen Vergleich.  Zahlreiche hoch angesehene Professoren sind im Zuge der Neubesetzung an unsere Einrichtung berufen worden. " Gute Leute ziehen gute Leute an!" so äußerte sich Prof. Hildebrandt diesbezüglich gegenüber dem Hermes. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der HUB soll dem Ziel der Elite-Universität, verbunden mit guten Forschungsmöglichkeiten, gerecht werden. So besteht eine vorrangige Aufgabe der Professoren unter anderem darin, Angebote zu schaffen, die den Studenten das Abwägen der Chancen und Risiken des Einstiegs in das spätere Berufsleben erleichtern. Ein intensiver Dialog zwischen Professoren, Unternehmen und auch Studenten ist also gefragt. So auch im Bereich des Marketing. Eine erfolgversprechende Verbindung zwischen Internationalem Management, Investitionsgütermarketing und Konsumgütermarketing wurde angestrebt und schließlich mit der Besetzung der Lehrstühle durch die Professoren Schwalbach, Plinke und Hildebrandt  realisiert.

Unterschiedliche Akzente im Marketing

Herr Prof. Hildebrandt ist im Bereich der quantitativ orientierten Lehre und des Konsumgütermarketing spezialisiert. Damit trägt auch er einen entscheidenden Anteil zu dem markanten Profil der Fakultät bei. Bei der Zusammenarbeit mit dem  Marketinglehrstuhls für Investitionsgüter bestehen in vielerlei Hinsicht wertvolle Synergien. Zwar setzen die beiden Lehrstühle unterschiedliche Akzente, bauen allerdings auf nahezu identischen Grundlagen im Strategischen Marketing und der Marktforschung auf. Aus diesen Schwerpunkten ergeben sich jedoch wichtige Unterschiede: "Der Experte in seinem Gebiet sieht die Dinge mit unterschiedlicher Relevanz!".

Amerikanische Profs kooperieren mehr

Nach längeren Aufenthalten in den USA, ist Prof. Hildebrandt von dem amerikanischen Universitätssystem, welches Vorlesungen und zugehörige Fallstudien miteinander verbindet, absolut überzeugt. An amerikanischen Universitäten ist nicht nur eine gute Zusammenarbeit mit den Studenten großgeschrieben: "Die Professoren in den USA sind bemüht zu kooperieren und Dinge gemeinsam zu machen.". Während seiner Lehrzeit in Übersee entstanden intensive Forschungskontakte zu Professoren der Harvard Universität und der UCLA (University of California), mit denen Herr Prof. Hildebrandt weiterhin an gemeinsamen Projekten arbeitet.

Diplomarbeit in der Praxis

Besonderen Wert legt der Inhaber des zweiten Marketinglehrstuhls auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen. Schon in Bielefeld knüpfte er zahlreiche wertvolle Kontakte zu renomierten Firmen (u.a. Oetker). Auf diesem Wege entstand ein grundlegendes Konzept zur Durchführung wissenschaftlicher Diplomarbeiten in der Unternehmenspraxis. Hierbei wird zwischen der Zielsetzung des Unternehmens und der theoretischen Zielsetzung der Diplomarbeit getrennt. Ein erfreulicher Nebeneffekt: "Alle die da mitgemacht haben, bekamen über ihre Arbeit eine Bescheinigung und haben heute prima Jobs!".

...ein ganz natürlicher Lernprozeß

Seit dem Sommersemester 1994 lehrt Herr Prof. Hildebrandt in unserem Hause. "Die Humboldt Universität war von der Präferenz her in Berlin die Uni, an die ich wollte. Das war mein Ziel!" äußert er sich zufrieden. Bedingt durch organisatorische Schwierigkeiten, kam es anfangs zu Verständigungsproblemen, die, dafür sprechen seine Erfahrungen, auch künftig im Dialog weiter abgebaut werden können: "Immer wenn etwas neu ist, entsteht sowohl auf der Seite des Lehrenden, als auch auf der Seite der Studenten Frustration und es beginnt ein ganz natürlicher Lernprozeß.". Angesprochen auf die Schwierigkeiten mit der englischen Literatur, ist ihm bewußt, daß dies regelmäßig auf erhebliche Abneigung bei den Studenten stößt, die im Verlaufe des Studiums wohl besser abgebaut werden sollte. Auch nach dem Studium bleibt Englisch ganz sicher eine äußerst wichtige Voraussetzung für das Verständnis der Marketing-Welt, da seine Wurzeln in den USA zu finden sind. Häufig ist der Einsatz der englischen Originaltexte unvermeidlich. Grundsätzlich bietet jedoch unsere Bibliothek den Studenten die Möglichkeit, deutsche Übersetzungen zu lesen. Allerdings sollte hier die Gefahr nicht aus den Augen verloren werden, daß fehlerhafter Interpretationen den Kern relevanter Aussagen verfälschen können.

Mehr Mitarbeit ist gefragt

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl will Prof. Hildebrandt die Studenten motivieren, eigenständige Gedankenansätze zu entwickeln. Allerdings, so der Marketingfachmann, müssen hierbei hemmende Barrieren, bedingt durch die spezifische Mentaltät der Humboldt-Studenten, überwunden werden: "Man muß sie erst mal auffordern mehr mitzuarbeiten, als nur zu arbeiten. ... Derjenige, der da vorne steht, wartet sehensüchtig darauf, daß er mal gefragt wird!"
Für das allseitig erhoffte Miteinander an unserer Fakultät bleibt nur noch mit den Worten Herrn Prof. Albachs festzustellen: "Wir segeln alle in dem gleichen Boot!".

Dieser Artikel entstand durch ein Interview mit Herrn Prof. Hildebrandt. Das Gespräch führten Julia Wintz und Andreas Fäseke.