In ABWL ´ne 9 geschrieben

Neue Note: 9 = dumm gelaufen

Franz (Name von der Redaktion geändert) kam aufgeregt auf mich zu: Hast Du schon von der Geschichte gehört... ? Nein? Also — letzte Woche sollen Frau Tast, die Herren Raunitschke und Sörgel (also das gesamte Prüfungsamt) sowie Herr Becker in die StuRa-Räume auf der Suche nach den — man höre und staune — den ABWL-Prüfungen gekommen sein. Nicht nach den gelben, grünen, blauen oder roten Lösungszetteln, die man als Studierender in den Klausuren beschreibt, aber doch nach Klausurlösungen. Denn wie das bei Prüfungen öfter der Fall ist, wurde im Fach Konzernökonomie in die Aufgabenblätter eine Tabelle eingearbeitet, die zur Lösung einer Aufgabe zu bearbeiten war. Die Lösungen bzw. das, was ein jeder dafür hielt, waren also von den Kommilitonen — auch das nicht zum ersten Mal — direkt in die Aufgabenblätter einzutragen — getrennt also von den eigentlichen Lösungszetteln. Und dieser Teil der Klausurlösungen war nun verschwunden.

Bemerkt wurde das Fehlen erst, als Busse von Colbe aus Bochum (Prof. Busse von Colbe bietet die Konzernökonomie als Gastdozent i.R. einer Blockveranstaltung an) in Berlin anrief, weil ihm nicht alle Prüfungsbestandteile zur Korrektur vorlagen. Das Prüfungsamt wußte bis zu diesem Zeitpunkt nichts von einem in die Aufgabenstellung integrierten Lösungsblock und Busse von Colbe wußte seinerseits nicht, daß das Prüfungsamt nicht wußte... . Jedenfalls hatte das Prüfungsamt die fast zwei Dutzend Seiten starken Aufgabenstellungen von dem jeweiligen Deckblatt getrennt, letzteres bei sich behalten, und die Aufgabenstellungen dankenswerter Weise der Klausurensammlung des StuRa zur Verfügung gestellt (noch vor Jahresfrist wären die guten Stücke wahrscheinlich noch zum Altpapier gewandert).

Das Prüfungsamt kam also geschlossen in den StuRa und — dort geht ja nichts verloren — fand dort denn auch die (unverschlossenen) Klausuren. Veni, vidi, vici wird schon der ein oder andere gedacht haben — wäre nicht ein nächstes Problem deutlich geworden. Die Klausuren lagen zwar nun vor, aber ohne Deckblätter. Und auf den Deckblättern stehen nun mal der Name und die Matrikelnummer. Wer beschreibt schon gut zwanzig Seiten mit seinem Namen, noch dazu wenn es heißt, die Aufgabenstellung dürfte auf gar keinen Fall auseinander gerissen werden?

Mitte April wurden dann trotzdem die ABWL-Noten ausgehängt — und es hagelte “neunen”. Gut 50 Kommilitonen wurde so via Aushang mitgeteilt, daß sie sich im Prüfungsamt zu melden hätten. Es galt, aus dem Berg der anonymen Klausuren die jeweils eigene zu identifizieren — man hatte also die freie Auswahl. Angabegemäß sei jedoch das zu erwartende Chaos ausgeblieben.

Am 21. Mai wurden dann die letzten Prüfungsergebnisse der ABWL-Prüfung vom 13. März bekannt gegeben — nahezu 10 Wochen später. Wen stört es, daß die Prüfungsordnung hierfür eine Frist von maximal vier Wochen vorsieht. Darüber hinaus bekam man im Prüfungsamt statt einer Entschuldigung noch den Vorwurf zu hören, man sei schließlich selber schuld, wenn man den Namen nicht auf die Klausuren schreibt undsoweiterundsoweiter. Insofern ist es wohl auch nur ein Gerücht, daß Studierende in Zukunft die ihnen auferlegten Fristen ebenso großzügig überschreiten dürfen.

Jens Krause