Masters of the University

Wie einige BWL-Profs das Masters Programm überhaupt nicht interessiert

Ihr erinnert euch evtl. an den Artikel in der letzten Ausgabe unseres Nachrichtenmagazins über das neuartige Masters of Science Programm an dieser unserer Fakultät. Jetzt kommt also das neuste Update über den aktuellen Stand unseres Vorzeigeprojektes, und wieso dieses sich nicht gerade schnell bewegt.

Was wurde also im letzten Semester geregelt? Das Erfreulichste vorneweg: Nach einem Semester Ehrenrunde auf Kosten der Ausländer, von denen sich einige auch schon überlegt hatten, die Fakultät wegen nicht realisierter Versprechungen zu verklagen, gibt es inzwischen viele Vorlesungen auf Englisch! Die waren zwar, wie gesagt, von den Professoren für letztes Semester versprochen worden, aber außer einigen wenigen, darunter Professor Schwalbach und fast-Prof. Oechsler, hatten die meisten Prof´s ihre aktive Beteiligung an dem Programm auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch so manches Pflichtfach für das Masters Programm wird erstmals semesterweise abwechselnd auf Deutsch oder Englisch abgehalten. Warum allerdings Prof. Stehle jetzt die Grundstudiums-VL Investition und Finanzierung auf Englisch hält, in der überhaupt keiner sitzen kann, der kein Deutsch versteht, geschweige denn ein Masters-Teilnehmer, wird uns wohl für immer ein Rätsel bleiben müssen.

Es geht bergauf

Außerdem gibt es ab nächstem Semester Sprachkurse in rauhen Mengen, die von den Organisatoren (LS Wickström, insbesondere Daniel Clark) mit dem Sprachenzentrum organisiert wurden. Dazu gehören Intensivkurse für Deutsch-Anfänger (bisher gab es im Sprachenzentrum überhaupt nichts für Deutsch-Anfänger). Es gibt auch weiterhin Tutorien für die Neu-Humboldtianer, die Grundstudiumswiederholungen wurden allerdings aus Mangel an Interesse gestrichen. Da sich aber unsere Fakultät anscheinend zum Ziel gesetzt hat, das Wirtschaftsstudium zum Ingenieurstudium umzuwandeln, hilft zum Beispiel der allseits bekannte Torsten Decker den Masters-Teilnehmern aus weniger mathematisch belasteten Universitäten bei Allokations- und Preistheorie. Weiterhin wurde einstimmig ein Programmsprecher gewählt, der die Interessen der Teilnehmer des Studiengangs nach Außen vertritt. Außerdem wurde zusätzlich zu den beiden Tutoren und dem Programmkoordinator noch eine bezaubernde indische Hiwi-Kraft für das Programm eingestellt. Die Ausländer, die schon einen berufsqualifizierenden Abschluß haben, sind übrigens davon befreit worden, während des Programms im Ausland studieren zu müssen, weil dem DAAD (der die Rahmenbedingungen für die Prüfungsordnung festlegt) anscheinend inzwischen eingefallen ist, daß die ja schon im Ausland studiert haben. Die Deutschen müssen sich allerdings noch immer (selbst) darum bemühen. Allerdings versucht Prof. Wickström gerade in Kanada Austauschplätze für die Masters-Teilnehmer und auch andere Studenten der Fakultät zu organisieren. Außerdem wird versucht, Kontakte zu Großfirmen aufzubauen, um finanzielle Unterstützung, Praktikamöglichkeiten und andere Kooperationen zustande zu bringen.

Leider ist im Moment allerdings immer noch nicht ganz klar, was man eigentlich für einen Abschluß bekommt (ist ja nicht so unwichtig), da die Senatsverwaltung noch zustimmen muß. Bisher sieht es so aus, daß alle jetzigen Masters-Studenten einen Master bekommen, von den Neuen nur die, die schon einen anderweitigen Abschluß besitzen. Die anderen erhalten wahrscheinlich ein Diplom in Wirtschaftswissenschaften, mit Masters-Gleichwertigkeitszertifikat. Das Problem ist, daß noch niemand abschätzen kann, wieviel ein Masters aus deutschen Landen (es gibt ja noch andere, ähnliche Programme, die zur selben Zeit angefangen haben) wert sein wird, das übliche Problem eines Pionierjahrgangs. Was man tun muß, um Diplom und Master zu erhalten, beschließt der Fakultätsrat bald aufgrund einer Anfrage des Hermes. Wer da aber denkt, alles sei reibungslos abgelaufen, der hat dann leider doch ein wenig zu viel Vertrauen in die Kommunikation und den Willen einiger Professoren an unserer Fakultät.

Die interne Kommunikation der Fakultät hat das Programm anscheinend ziemlich überlastet, der Informationsfluß zwischen Organisatoren, Teilnehmern, Prüfungsamt und Professoren (auch untereinander) war mehr ein Informationsbächlein. Zum Beispiel wußten Teilnehmer lange nicht Bescheid über die Entwicklungen der Probleme des Programms. Auch das Prüfungsamt wußte lange nicht, daß die Prüfungsordnung inzwischen vom Senat bestätigt wurde, und hatte vorher kein neues Formular oder ähnliches entworfen. Abgesehen von diesen kleinen Vergeßlichkeiten gab es allerdings noch ein paar etwas unangenehmere Vorkommnisse in letzter Zeit, an denen diesmal weniger die Organisatoren, sondern eher die Professoren schuld waren, allen voran die BWLer.

„Masters Programm? – Da war ich krank“

Zwar stimmte der Fakultätsrat schon vor einem Jahr über die Prüfungsordnung ab, aber das war wohl nicht Grund genug, sich eigentlich durchzulesen, über was man da so abstimmt. Prof. Schwalbach z.B. hat, obwohl er im letzten Semester als einer der wenigen eine Veranstaltung auf Englisch angeboten hat, kürzlich zugegeben, daß er dies noch nie getan hat. Warum man sowas allerdings öffentlich bekannt gibt, ist ein wenig unklar, vor allem wenn man für die BWLer für das Masters Programm zuständig ist. Aber Prof. Schwalbach steht da nicht alleine da, auch Prof. Stehle weigerte sich vehement, das äußerst dünne Dokument zu lesen, mit dem Hinweis, er hätte es nicht. Zwar hat er es schon viermal zugeschickt bekommen, aber selbst wenn dem nicht so wäre, wundert es einen, für was alles so uninformierterweise im Fakultätsrat gestimmt wird, schließlich wurde die Prüfungsordnung einstimmig von allen Professoren angenommen. Nachdem also alle für die PO gestimmt hatten, dachten anscheinend viele, die Sache wäre damit getan, weswegen letztes Semester ja dann auch fast alle Professoren den von ihnen beschlossenen Studiengang mittels Verweigerung von englischen Vorlesungen wieder torpedierten. Da man ja auch anscheinend die PO kollektiv nicht gelesen hat (was auch erklärt, warum an vielen Instituten so wenig über verbindliche Regelungen für Studenten und Professoren bekannt ist), braucht man sich auch nicht mit deren Inhalt auseinandersetzen. Da steht zum Beispiel drin, als BWL-Pflichtkurse sind Management I+II zu wählen, was etwa bedeutet BWL I+II, da die BWL´er irgendwie den Studiengang nicht Economics (engl.: VWL) and Business Administration (engl.: BWL) betitelt wissen wollten, dafür wurde dann Economics and Management Science gewählt. Dafür, zu definieren was Management I+II eigentlich ist, sind die BWL-Professoren kollektiv zuständig, aber obwohl Prof. Wickström mit Prof. Schwalbach, Prof. Plinke und Prof. Stehle als Vertreter der Wahlpflichtfächer im Programm regelmäßig gesprochen hat, wurde da nicht allzuviel definiert, genauer gesagt, gar nichts.

„Management? – Soll wer anderes halten“

Auf einer Fakultätsratssitzung vor ein paar Monaten, auf der wieder über die PO mit den vom Senat verlangten Änderungen beschlossen wurde (der Senat hat die erste Fassung mit Auflagen genehmigt), kam dann doch die Frage auf, wer denn eigentlich diese dubiosen Management-Kurse halten würde, woraufhin Prof. Wickström erklärte, das würde Prof. Schwalbach tun, da das mit ihm so abgesprochen war (zumindest war Prof. Schwalbach verantwortlich für diese Kurse). Letzteren irritierte diese Aussage ein wenig, da er, warum auch immer, nicht im geringsten vorhatte, dergleichen zu tun, noch irgendwas in die Richtung organisiert hatte.

Also wußte auch nach Anfang des Semesters keiner, am wenigsten die Programmteilnehmer, ob die International Management Kurse so was wie Management sind oder nicht. Ein halbes Jahr nach Beginn des Masters-Programms befaßte sich dann schließlich die BWL-Kommission mit dem Thema. Zu der Sitzung kamen dann auch fast alle, bis auf den BWL-Masters Beauftragten Prof. Schwalbach. Anscheinend um den Ärger der Kommission ein wenig Ausdruck zu verleihen, wurde also erstmal in Schwalbachs Abwesenheit der glorreiche Entschluß gefaßt, sein Wahlpflichtfach Internationales Management für das Masters-Programm ersatzlos zu streichen. Das ist zwar nicht direkt eine Antwort darauf, was Management I+II eigentlich sein soll, aber wenigstens wurde irgendetwas, wenn auch total unsinniges, beschlossen. Ist natürlich schon eine Leistung, dem internationalen Studiengang das einzige richtig internationale Fach zu streichen. Das Ganze hat man Prof. Schwalbach auch schriftlich mitgeteilt, aber da dieser neben diversen Prüfungsordnungen auch anscheinend seine Post nicht liest, wußte er davon ziemlich lange nichts. Nachdem die Organisatoren des Programms starken Wirbel gemacht haben, hat Prof. Schwalbach dann doch endlich einen (guten) Vorschlag in den Fakultätsrat eingebracht, in dem studentenfreundlicherweise bestimmt wird, daß mehrere Fächer unter dem Begriff Management I+II wählbar sind. Zwar wollten Prof. Stehle und Prof. Müller nicht ihre Fächer Portefeuille- und Kapitalmarkttheorie und Finanzierungstheorie unter dem Oberbegriff Management subsumiert haben, da anscheinend in Vergessenheit geraten ist, daß Management mehr für BWL als für Management an sich steht. Aber inzwischen, man glaubt es kaum, sind doch alle Professoren für den Vorschlag, d.h. eigentlich sollte alles geklärt sein, und das während die Ausländer gerade mal eineinhalb Jahre hier sind. Jetzt ist die PO also mal wieder auf dem Weg zur Senatsverwaltung, da der Dekan vom Fakultätsrat beauftragt wurde, sie erst weiterzuleiten, wenn sich die BWL-Probleme gelöst haben, obwohl diese gar nicht zu den Änderungswünschen des Senats gehört haben.

Ohne jetzt besonders aufrührerisch sein zu wollen, kann man sich ja mal, sozusagen als Gedankenexperiment, überlegen, was mit so einigen Professoren in der freien Wirtschaft passiert wäre, speziell in einem Unternehmen, welches von sich denkt es wäre so innovativ und elitär, wie es manche Profs von der Wiwi-Fak denken. Vor allem wenn sie dieses denken und gleichzeitig das Vorzeigeprojekt dieses virtuellen Unternehmens so behandeln, als ob es ihnen total egal wäre. Kleiner Hinweis zur Lösung des Gedankenexperiments: In einem solchen Unternehmen ist nicht davon auszugehen, daß die Angestellten unkündbar auf Lebenszeit sind.

Die Welt zu Gast in Wiwi-Fak

Nächstes Semester kommen auf jeden Fall ein paar Deutsche (ca. 6) und viele, viele Ausländer (ca. 34) aus fünf Kontinenten und 20 Ländern zu uns. Diese wurden aus über 100 Bewerbungen für das Masters Programm ausgewählt und viele lagen in den obersten 10% der weltweiten GRE-Testergebnisse. Es wird auf jeden Fall immer internationaler (und chinesischer) in unserer Uni. Vom Portugiesen bis zum Peruaner und vom Amerikaner bis zum Neuseeländer und 13 Chinesinnen – alles wird an unserer Fakultät vertreten sein. Lassen wir uns überraschen, wie sich das auswirkt und seien wir wenigstens gastfreundlich, wenn dies schon einige unserer BWL-Professoren durch ihre Nicht-Beachtung des Programms nicht sind.

ZE