"Geh doch zur FU!"

Wie oft hat man diesen Spruch schon gehört. Er diente als Drohung, Rettungsanker, Standardantwort, aber selten als wirklich ernsthafte Alternative. Ist die FU nun das Notenschlaraffenland, der mathematische Kindergarten, das Gebiet der Schlipsträger oder eine Wirtschaftsfakultät, die einfach andere Schwerpunkte setzt. Das wollten wir herausfinden. Deshalb habe ich die Wirtschaftsfakultät der FU besucht und ein Interview mit zwei ehemaligen Studenten unserer Fakultät gemacht, die nun zur FU gewechselt sind.

Martin ist 23 Jahre alt, studiert VWL, hat an der HU vier Semester studiert, besucht die FU seit drei Semestern und befindet sich im Hauptstudium.

Maike ist 21 Jahre alt, studiert VWL, ist nach dem ersten Semester zur FU gewechselt und begann gerade das dritte Semester.

Warum habt ihr eigentlich die Universität gewechselt?

Martin: Bei mir lag es hauptsächlich daran, dass ich Probleme mit den Prüfungen in Mathe und BWL 1 hatte. Hier erhielt ich noch einmal drei Versuche.

Maike: Ich wollte eigentlich nie an der HU studieren. Ich wollte von Anfang an an der FU studieren, da mir die FU auch vom Gelände und dem Aufbau des Studiums besser gefällt. Dort bin ich im ersten Semester aber nicht angenommen worden. Deswegen musste ich ein Semester an der HU studieren.

Haben sich eure Erwartungen erfüllt?

Maike: Also meine auf jeden Fall, mir gefällt es hier sehr gut und ich bin auch sehr froh, dass ich hier bin und nicht mehr an der HU.

Martin: Die HU fand ich schon ganz angenehm, aber prüfungstechnisch finde ich es hier wirklich leichter.

Was konkret macht die FU soviel leichter?

Martin: Die mathematischen Anforderungen sind meiner Meinung nach deutlich geringer.

Maike: An der FU ist es ja so, dass wir nur drei Semester Grundstudium haben, aufgrund dessen wird das Studium auch komprimiert. Daher würde ich gar nicht sagen, dass der Anspruch soviel niedriger ist. Es ist einfach so, dass wir nicht den ganzen komplizierten Kram machen, den man nach dem Grundstudium nicht unbedingt braucht. Und von daher ist es leichter nachzuvollziehen und leichter zu machen.

Jetzt noch mal genau, viele an der HU denken, dass die Mathematikanforderungen der FU am Boden liegen. Stimmt das wirklich?

Martin: Meiner Meinung nach ist da schon was dran. Das kann man schon am Grundstudium sehen, da wir zum Beispiel kein Ökonometrie haben.

Maike: Ich habe Mathe 1 an der HU gemacht und ich fand es an der HU leichter. Hier haben wir Mathe 1 und Mathe 2 in einer Klausur, man muss nur einen Schein machen, dafür ist die Vorlesung dreistündig. Das bedeutet, eine Vorlesung findet nur alle 14 Tage statt. Daher mussten wir für eine Klausur mehr können.

Gibt es denn Fächer, die eurer Meinung nach an der FU schwerer sind?

Martin: Ich meine das ist Recht, denn Recht hab ich noch an der HU geschrieben. Das war noch ziemlich einfach und hier soll es doch schwerer sein.

Haben sich eure Leistungen nach dem Wechsel spürbar verbessert?

Martin: Wenn man Leistungen an den Noten misst, teilweise schon.

Maike: Ich bin gar nicht gewechselt, weil ich es an der HU zu schwer fand. Ich habe auch so meine Klausuren geschafft. Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht.

Wie unterscheidet sich das Grundstudium?

Maike: Es ist drei Semester lang. In Mathe und Wirtschaftsinformatik muss man nur einen Schein machen, dafür aber dreistündige Vorlesungen. Für Mikro und Makro gilt das Gleiche. Außerdem haben wir kein Wirtschaftsgeschichte.

Wie ist das Lehrangebot? Fühlt ihr euch hier besser betreut?

Martin: An der HU ist es universitärer, so dass oft nur eine Vorlesung stattfindet und es den Professoren egal ist, wer dort drin sitzt oder ob überhaupt jemand da ist.

Maike: Ich fand die HU viel überlaufener. Das Lehrangebot und die Professoren gefallen mir hier besser. Wir haben mehr Übungen und Tutorien. Man wird besser betreut und hat kleinere Gruppen. Ich fand es auch schlimm, wie sich die Professoren in der HU vorne hingestellt haben und meinten, wir haben 60 - 80 % Durchfallquote, also macht euch nicht zu große Hoffnungen, dass ihr es schafft. Das ist hier wirklich nicht im geringsten so. Ich fand an der HU gab es zu viel Studenten, selbst in den Übungen gab es 50 bis 100 Leute und das ist keine Art und Weise für mich eine Übung stattfinden zu lassen. Ich wusste von Leuten an der FU, dass es kleiner ist und dass die auch viel weniger Leute zulassen.

Kommen wir zu euren Kommilitonen, Habt ihr da Unterschiede in der Art und der Zusammensetzung festgestellt?

Martin: Ja, vom optischen Erscheinungsbild war es an der HU vielleicht etwas intellektueller. Hier ist die ganze Struktur anders. Hier gibt es zum Beispiel viel mehr Ausländer.

Maike: Es erscheint hier alles etwas unkonventioneller und lockerer. Ich finde das Umfeld hier auch angenehmer.

Habt ihr eine gute und ausreichend ausgestattete Bibliothek?

Maike: Ja, ich finde unsere Bibliothek gut. Wir haben einen großen Lesesaal, wo man sehr gut lernen kann und man im Notfall auch zu den Juristen rübergehen kann.

Martin: Ich fand die HU Bibliothek auch nicht so schlecht. Vor der Schließung fand ich die eigentlich ganz o.k.. Ich denke das ist ziemlich ausgeglichen.

Maike: An der HU konnte man nur für einen Tag ausleihen, hier geht das vier Wochen und man kann noch verlängern.

Wie ist bei euch die Raumsituation? Sind die Räume für die Anzahl der Studenten groß genug?

Martin: In der HU gab es mehrere größere Hörsäle. Hier gibt es einen richtig großen. Die Vorlesungen, die wir jetzt im Hauptstudium haben, die sind wirklich voll. Wir haben eher Konferenzräume, das sind keine Vorlesungsräume. Teilweise ist es ziemlich eng.

Maike: Also vor einem Jahr war es an der HU unglaublich. Die Hörsäle sind großteils geschlossen worden, weil das Gebäude wohl nicht mehr so sicher war. Ich find es hier ganz angenehm. Zumindest bei den Vorlesungen. Da kannst Du mal eine viertel Stunde später kommen und findest immer noch einen Platz und zwar ohne, dass du mitten in die Reihe reintanzt.

Was hat euch an der HU besser gefallen?

Maike: Die Tatsache, dass es Nachschreibetermine für einige Klausuren gibt. Zwar auch nicht für alle, aber bei uns gibt es gar keine. Und wer krank wird, muss ein Semester warten.

Martin: Ich fand den etwas freiheitlicheren und linkspolitischen Charakter besser. Außerdem die Fahrzeit von 10 Minuten Bahn oder 5 Minuten mit dem Rad - also auch die zentrale Lage in Mitte und die damit verbundene Berlin-Verbundenheit. Bei langweiligen Vorlesungen kann man auch mal shoppen gehen!

Habt Ihr Botschaften an Zurückgebliebene?

Maike: Macht das beste draus!

Martin: Durchhalten Jungs!

Vielen Dank für das Interview!

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