Semesterticket

Oder die ewige Frage, wie lange Bahnfahren noch so teuer bleibt.

Die Diskussion über die Einführung des Semestertickets flammte zum ersten Mal vor etwa 9 Jahren auf. Damals machten sich einige Mitglieder der Studierendenschaften die brandneue Idee eines Semesterticket zu eigen und versuchten, das Modell auch in Berlin durchzusetzen. Dabei hatten sie in der Tat einige Hürden zu überwinden. Zunächst musste man die Studierendenschaft davon überzeugen, dass das Semesterticket eine sinnvolle Maßnahme sei, die soziale Situation der Studenten zu verbessern, weiterhin stellte die ablehnende Haltung der Senatsverwaltung, der Verkehrsbetriebe und der Politik generell ein großes Problem da. Diese Widerstände mussten Schritt für Schritt abgebaut werden. Denn letztendlich mussten gesetzliche Regelungen gefunden werden, die die praktische Umsetzung des Semestertickets im Spannungsfeld zwischen Privatrecht (Vertrag zwischen Studentenschaft und Verkehrsbetrieben) und Hochschulrecht (Semesterticket-Satzung der Studierendenschaf) tatsächlich gestatteten.

Nun könnte es endlich so weit sein. Nach jahrelanger Lobbyarbeit wurde die letzte Hürde am 27.September 2001 durch die Neufassung des § 18a BerlHG genommen. Jetzt ist der Weg für die Berliner Hochschulen frei, sollte man meinen, wenn es da nicht noch das anhaltende Hickhack um den Preis der Tickets gäbe. Der aktuelle Konsens mit der VBB ist auf ein Jahr befristet.

Das Semesterticket soll für den gesamten Bereich VBB gelten und die Mitnahme von minderjährigen Kindern und Fahrrädern beinhalten. Das heißt ABC Berlin + Brandenburg. Der Preis liegt bei etwa 112 Euro (219,05DM) pro Semester. Davon gehen 3 Euro in einen Sozialfond, der von der Studierendenschaft selbst verwaltet wird. Das Semesterticket ist ein Solidaritäts- Modell, das heißt, jeder Student muss den Beitrag bei seiner Rückmeldung zahlen, wenn er nicht gerade ein Urlaubssemester nimmt. Das ist zwar schlecht für die Autofahrer, aber wer sich die Parkgebühren rund um die Uni leisten kann, der verkraftet das Semesterticket auch. Für alle, die ein Jahresabo der BVG haben, ergibt sich eine Einsparung von etwa 190 Euro (371,61DM). Der große Tross von Fahrradfahrern hingegen kauft sich nach BVG-Statistik nur 5 Monate im Jahr eine Monatsmarke. Das wären etwa 207 Euro, aber Hand aufs Herz, in den restlichen 7 Monaten im Jahr fährt jeder Fahrradfahrer wohl mehr als 2,3 Mal mit der BVG. Durch das Semesterticket wird die Entscheidung, im Sommer mal spontan ins Grüne zu fahren, auch sehr erleichtert, da gesamt Brandenburg auch im Ticket enthalten sein soll.

Wann das Semesterticket kommt, hängt nun von jeder Hochschule selbst ab. Die TFH hat das Semesterticket bereits seit längerem (80 DM pro Semester Sockelbeitrag + 35 monatlich), die Universität Potsdam seit diesem Semester (219,05 DM) und die TU hat gerade die Einführung des Semestertickets zum 1.April 2002 mit einer Mehrheit von 86,8 % der abgegebenen Stimmen beschlossen. Vielleicht schafft es die HU ja, über die Einführung vor der FU abzustimmen.

Das Semesterticket war jedenfalls auch ein Tagesordnungspunkt der HU-Vollversammlung am 5.12.01 im Audimax. Vielleicht können wir ja alle im nächsten Semester, wenn der nette Kontrolleur der BVG uns nach unserem Fahrausweis fragt, ihm unseren Studentenausweis als Beleg vor die Nase halten.

fm