Spitzen-Uni oder Schlusslicht-Versager -

wo liegt die Wirklichkeit?

Wie gut oder schlecht ist unsere Wiwi-Fakultät wirklich? Das wüssten wir alle gerne. Die neuesten Uni-Rankings sind geteilter Meinung - der „Stern“ urteilt eher negativ, der „Focus“ eher positiv. Damit hinterlassen sie mehr Fragen, als sie beantworten können. Wir betreiben Ursachenforschung und begeben uns auf die Suche nach der Antwort: Sind wir an unserer Fakultät nun an einer Spitzen-Uni oder schlichtweg das Schlusslicht der Hochschullandschaft!?

Alle Jahre wieder werfen die großen Illustrierten ihre Uni-Rankings auf den Markt, befragen Studenten und Studentinnen, Dozenten und Dozentinnen usw., um die Qualität und den Ruf der Universitäten zu ermitteln. Zwei Ziele werden damit verfolgt: Die Abiturienten und Abiturientinnen sollen Orientierung in der unüberschaubaren Uni-Landschaft bekommen und die Unis selbst sollen sich einer Qualitätsdiskussion stellen, um Schwachstellen beseitigen zu können. In diesem Jahr brachten „Stern“ und „Focus“ fast zeitgleich ihre neuesten Uni-Führer heraus. Dass es dabei teilweise sehr unterschiedliche Ergebnisse gab liegt unter anderem an der verschiedenen Vorgehensweise bei der Datenerhebung.

Der „Focus“ verabschiedet sich vom Konzept des Uni-Rankings und will statt Urteilen mehr Informationen vermitteln. Einzeldaten des Statistischen Bundesamtes, 3‘000 befragte Professoren und mehr als 1000 Dekane sind die Informationsquelle derer sich der „Focus“ bedient. Daraus abgeleitet werden Entscheidungsvariablen wie die Größe einer Fakultät, das Betreuungsverhältnis von Studenten zu den Professoren und die durchschnittliche Studiendauer. Dazu FOCUS-Chefredakteur Helmut Markwort: „Das ist die größte aktuelle Fachbereichsanalyse, die es in Deutschland gibt. Wir tragen mit unseren hochwertigen News-to-use den gestiegenen Ansprüchen der Studenten Rechnung, die kein simplifizierendes Ranking mehr wünschen.“ Hört sich gut an und ist es auch - zumindest für unsere Fakultät. Gerade die Herausstellung des Professoren-Urteils und der Reputation der Uni macht sich für die HU gut - die Reputation bei der VWL wird als sehr positiv angegeben und auch die BWL weiß sich zu behaupten.

Wie schon 1998 und 99 ist auch der „Stern“ wieder mit einem Ranking vertreten. Die Daten dafür wurden vom CHE, dem Centrum für Hochschulentwicklung, erhoben.
Befragt werden auch hier Professoren, aber auch Studierende. Insgesamt 30 Faktoren sollen ein umfassendes Urteil gewährleisten und damit das „umfassendste Ranking“ Deutschlands (so das CHE) ergeben. Die Einteilung bei jedem Indikator in Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe macht den Überblick sehr leicht und gerade der Meinung der Studierenden wird viel Beachtung geschenkt.

Genau dieses Urteil der Studierenden beeinflusst übrigens die Entscheidung der Abiturienten, das ergab eine Untersuchung von Prof. Dr. Hans-Dieter Daniel vom Centrum für Berufs und Hochschulforschung. Er wertete Bewerberzahlen für bestimmte Studienorte vor und nach der Veröffentlichung von Uni-Rankings aus. Dabei fand er nicht nur heraus, dass angehende Wirtschaftswissenschaftler besonders Ranking-interessiert sind, sondern auch dass das Urteil der Professoren nur geringen Einfluss, das der Studierenden jedoch erheblichen Einfluss hat. Schlecht für unsere Fakultät - denn beim Urteil der Studierenden liegt sie im „Stern“ in der Schlussgruppe.

Da es aber bei uns doch ausreichend Andrang gibt, scheinen unsere Studenten nicht sehr ranking-beeinflußt zu sein - und das bestätigte sich in einer Hermes-Befragung. Von Rankings beeinflusst werden bei uns nur 19% - und ganze 75% streiten das ab und meinen, dass sie nicht von Uni-Rankings beeinflusst werden. Vielleicht hat dieses Ergebnis aber auch einen einfachen Grund: Ein Teilnehmer am Fragebogen, der einen Rankingeinfluß auf sich bestritt, fügte sarkastisch hinzu : „Wäre ich sonst hier?“

Insgesamt schließt im „Stern“ unsere BWL noch im Mittelfeld, die VWL aber in der Schlussgruppe ab. In beiden Fällen werden Faktoren wie Räume, PC-Ausstattung und Bibliothek negativ bewertet. Positiv fällt aber auch hier das Professorenurteil für die VWL aus und sowohl für BWL als auch für VWL die Drittmittelquote pro Wissenschaftler. Ja, auch so etwas wird betrachtet! Mit 0,9 Promotionen pro Professor schlägt die BWL übrigens uni-intern die VWL mit 0,7 Promotionen je Professor. Dafür sind unsere Volkswirte mit 24,8 Publikationen pro Professor den Betriebswirten mit 10,8 Publikationen haushoch überlegen. Wirkliche wichtige Indikatoren wie das Lehrangebot liegen im guten Zweier-Bereich, die Forschungssituation im guten Dreier-Bereich und damit jeweils im Mittelfeld.

Wo liegt also die Wahrheit? „Irgendwo dazwischen, wie immer!“, ist man versucht zu sagen. Doch das stimmt nur teilweise. Beide Tests sind einfach unterschiedlich gewichtet, in einzelnen Bereichen stimmen sie sehr wohl überein, nur das Gesamturteil wird anhand von unterschiedlichen Faktoren getroffen. Letztendlich können also wirklich nur die Details weiterhelfen, und das auch nur den Studenten und Abiturienten, die schon wissen, in welche Richtung sie studieren wollen. So ähnlich musste es auch der Leiter der Befragung des „Stern“ Professor Dr. Müller-Böling, Leiter des CHE, zugeben: „Es gibt nicht die beste Hochschule, aber es gibt für jeden Studierenden die passende.“ Ob unsere Fakultät das ist, müsst ihr also selbst feststellen.

nh