Professoren und ihre Jugendzeit

Wenn Ihr entnervt über der nächsten Klausuren brütet, dann fragt Ihr Euch vielleicht, ob diese Klausurensteller nie selber studiert haben. Oder ob sie in ihrer Studienzeit auch mal was anderes gemacht haben, als nur zu lernen. In unserer Reihe Professoren und ihre Jugendzeit sprachen wir diesmal mit Professor Ullrich Kamecke.

Hermes: Wann und wo haben Sie studiert?

Prof. Kamecke: Ich begann mein Studium der Volkswirtschaflehre im Sommersemester 1978 in Bonn und war später ein Jahr im Ausland. Nach dem Sommersemester 1983 machte ich mein Diplom. Eigentlich wollte ich Mathematik studieren, dies wurde nur im Wintersemester angeboten, und ich wollte nicht warten.

Hatten sie Lieblingsfächer und solche die sie nicht mochten?

Vor allem Mikro-Theorie hat mir sehr gut gefallen. An den BWL-Fächern hat mich oft gestört, dass man, den Stoff nicht weiter vertiefen konnte, wenn es interessant wurde.

Wann wussten sie das sie Professor werden wollten?

Mit Beginn des Studiums wusste ich recht schnell, dass ich promovieren wollte. Nach der Promotion habe ich mich dann für die akademische Laufbahn entschieden.

Wie erlebten sie den Einzug der modernen Elektronik?

Meine Diplomarbeit habe ich auf einer Kugelkopfschreibmaschine geschrieben. Sie hatte austauschbare Köpfe, so dass man auch die verschiedensten Formeln tippen konnte.
Meine Doktorarbeit habe ich auf einem Mainframerechner geschrieben, weil TeX auf den damaligen PCs überhaupt nicht lief. Der Zugang wurde mir dadurch erleichert, dass ich OR als Spezialgebiet hatte. Und das Bonner Institut für Operations Research schon damals über einen Großrechner verfügte. Auf meinem PC damals lief gerade mal Word Perfect 3, und Formeln konnte man damit nicht schreiben.

Wie gestaltete sich ihr Studentenleben?

Ich war ein recht normaler Student, habe abends viel diskutiert und bin regelmäßig auf Parties gegangen. Ich war nicht nachtaktiv, eher ein Frühaufsteher. Nächte habe ich zwar auch durchgemacht, aber ungern zum Lernen und dann auch nur wenn eine Arbeit fertig gestellt werden musste. In Lerngruppen habe ich wenig gearbeitet, das änderte sich erst im Ausland und zum Ende des Studiums. Außerdem war ich studentische Hilfskraft und habe Tutorien für Grund- und Hauptstudium gegeben.

Was hörten Sie für Musik?

BAP, und das was man heute als Oldies kennt, also Bob Dylan, Cat Stevens und Deep Purple.

Was hat sich im Vergleich zu damals geändert?

Die Studenten sehen heute wieder genauso aus wie damals.

Das Studienziel ist heute ein anders, es ist berufsorientierter und nicht so forschungsorientiert. Heute ist ein Praktikum schon fast obligatorisch, damals gab es kaum Praxis während des Studiums. Die Studenten haben heute genauere Vorstellungen über ihre Berufsziele, sie planen ihr Studium intensiver.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führten Heinrich Pegelow und Sören Kühn