Die Elite-Uni und das liebe Geld...

Gleich um die Ecke, am Schlossplatz liegt sie, die neugegründete European School of Management and Technology (ESMT). Der feierliche Gründungsakt am 31. Oktober konnte eines nur schwer vertuschen: Es war eine schwere Geburt. Und mit weiteren Nachwehen ist zu rechnen.

„Plinke will mehr Pinke“, titelte die taz und traf damit in Anspielung auf den Gründungsdekan Professor Plinke, beurlaubter Professor unserer Fakultät, den Nagel auf den Kopf. Die fundamentalen Gesetze der Ökonomie kann auch die Wirtschaftselite nicht außer Kraft setzen - es mangelt am Geld. Finanzielle Lücken soll nun die Stadt Berlin schließen, fordern die Initiatoren aus Industrie und Wirtschaft. Berlin, das ja ohnehin nicht gut bei Kasse ist, sträubt sich dagegen kräftig. Mit dem kostenfreien Überlassen des Grundstücks und des alten Staatsratsgebäudes, habe man schon ausreichend Hilfe geleistet, argumentiert die Stadt. Dieser Beitrag wird auf einen Wert von etwa 24 Millionen Euro geschätzt.

Nach der Gründung passiert deshalb nun erst mal gar nichts. Ohne eine Satzung und eine gesicherte Finanzierung steht in den Sternen wann die ersten Studenten anfangen. 2004 als Starttermin erscheint ungewiss. Doch scheitern wird das Projekt wohl kaum, stehen doch mehr als 20 deutsche Konzerne und Unternehmen, unter ihnen Deutsche Bank, Allianz, DaimlerChrysler, Eon, Siemens und ThyssenKrupp, dahinter.

Die ESMT wendet sich nicht an Abiturienten, sondern an Absolventen einer Hochschule, die auch schon erste Erfahrung im Berufsleben gesammelt haben. Finanzieren soll sich die Uni durch eine gemeinnützige Stiftung, die über 100 Millionen Euro Kapital verfügt sowie über Studiengebühren. Doch diese Finanzierung scheint fragwürdig. Die 100 Millionen Euro hat die ESMT noch nicht zusammen - und selbst wenn sie diese Summe auftreiben kann, wovon auszugehen ist, würde man bei 100 Millionen Euro und einer realitätsnahen Verzinsung vielleicht einen Jahresetat von 5 Millionen Euro erreichen. Zum Vergleich: Die Stanford School verfügt über Euro 90 Millionen.

Die ESMT will nach fünf Jahren Laufzeit über 15 bis 20 Millionen Euro verfügen. Nur woher? Hans N. Weiler, Ex-Präsident der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, gilt als Experte der deutschen Hochschullandschaft. Er sagte in der „Zeit“, jeder der 500 Studierenden müsse jährlich mindestens 100.000 Euro zahlen damit das Konzept aufginge. Dabei seien die Investitions-, Anschaffungs, Renovierungs- und Stipendienkosten nicht inbegriffen. Selbst an der Stanford University, wo die Gebühren als extrem hoch gelten, zahlen Studenten nur etwa 30.000 Euro im Jahr.

Neben den finanziellen Problemen treten aber auch inhaltliche Fragen in den Vordergrund. Wer nach einem inhaltlichen Konzept der ESMT sucht, dass diese von anderen Elite-Buisiness-Schools absetzt, muss lange suchen. Gerade deshalb fällt es schwer das Lehrpersonal für die Kaderschmiede aufzutreiben. Mindestens 60 Professoren sollen an der ESMT lehren - natürlich nur die Besten. Da es von denen aber nur wenige gibt, und da das Bildungsland Deutschland nicht den besten Ruf hat, wird es schwer werden diese an Land zu ziehen.

nh