SPRINGBREAK

Ein Event das verbindet

Cancun, Mexiko 15 Uhr es sind 40 Grad im Schatten. Entlang einer 25 Kilometer langen Landzunge, die zur einen Seite von einer Lagune vom Festland getrennt wird und zur anderen Seite seicht ins Meer abfällt, fletzen sich, auf feinstem weißen Sand, der scheinbar endlos in die Ferne führt, mit Blick auf das leicht türkis farbene Wasser der Karibik, hunderte von Studenten und nuckeln an ihren ein Liter Cocktail-bucket`s.

Plötzlich wird diese Idylle durch laute Musik und den magischen Worten „Who want`s a free T-Shirt“ jäh unterbrochen. Daraufhin stürmen alle sofort zu einer der zahlreich aufgebauten Bühnen - es ist Zeit für den nässten Contest.

Dabei handelt es sich um Spiele aller Art. Hauptsache jeder kann mitmachen und alle haben gemeinsam Spaß. Es ist mal wieder Springbreak. Mit diesen magischem Wort wird in den USA eine vorlesungsfreie Woche im März bezeichnet. Der Termin ist von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden, so dass die Zeit der Springbreak etwa 6 Wochen beträgt.

Alles begann 1988, als eine Hand voll Studenten nach Fort Laudadale fuhr um sich gemeinsam zu amüsieren. Das hat ihnen so gut gefallen, dass sie es im nächsten Jahr wieder taten. In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Springbreaker kontinuierlich an. Solange bis der Staat Florida die Masse an Springbreakern nicht mehr dulden wollte und intervenierte. Dieses führte dazu, dass sich die Studenten nach anderen Plätzen umschauten. Es folgten Daytona Beach, Panama City, Palm Springs und South Pedro Island. Zurzeit konzentriert sich das studentische Treiben auf Cancun.

Mittlerweile ist die Tradition der Springbreak nicht mehr aus dem Leben eines amerikanischen Studenten wegzudenken. In dieser einen Woche versuchen sie - meist aus großflächigen Farmer Staaten kommend - das nachzuholen, was sie glaubten innerhalb des letzten Jahres verpasst zu haben.

Auch wenn es sich um die angehende Bildungselite der USA handelt, ist der Cocktail und Bier Konsum über den Tag verteilt enorm hoch. Doch dank der Mexikaner gibt es kein Problem mit Schnapsleichen, da die Cocktails meist nur aus Wasser, Sirup und Eiswürfeln bestehen. Abends hat man als Springbreaker keine Wahl, denn ohne die „all you can Drink Cover Charge“ darf man gar nicht erst in die Clubs hinein. Obwohl es keine Sperrstunde gibt, ist es ein Phänomen, das Amerikaner um 2 Uhr früh wie die Lemminge schon nach Hause gehen. Sie sind einfach darauf geeicht.

Nirgendwo sonst in der nördlichen Hemisphäre findet man einen Ort, wo zu einer bestimmten Zeit nur junge Leute sind. Es gibt keine Familien mit Kindern und keine Rentner. Solch einen Ort gibt es in Europa leider nicht. Ibiza kann beispielsweise keine Studentenbudgets verkraften und dort sind eh fast alle 30. Egal zu welcher Jahreszeit. Es gibt kein zentrales Event bei dem sich Studenten treffen könnten, um unter sich zu sein.

Wer nun denkt, dass es dort zugeht wie früher am Ballermann irrt gewaltig. Es handelt sich bei den Springbreakern ausschließlich um Studenten. Von der Juristin bis zum Sportstudenten sind alle Fachrichtungen anwesend, was auch den Reiz des Ganzen ausmacht. Wenn man mal über den gemeinschaftlichen Drang nach Alkoholkonsum hinweg sieht, lassen sich sehr positive Tendenzen erkennen, denn einmal im Jahr treffen sich die Studenten zum regen Gedankenaustausch. Die Springbreak sorgt gewissermaßen für ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl aller Studenten. Dabei ist egal welcher Fachrichtungen sie sich verschrieben haben. Das schweißt sie zusammen. Etwas, was gerade in der heutigen Zeit, in der den Unis massiv das Geld gestrichen wird, sehr hilfreich für uns sein könnte.

Die deutschen Studenten verbindet meist nur Ihr Studentenstatus - sonst nichts. Wenn sich alle Studenten in Berlin und Anderswo als Gemeinschaft begreifen würden, könnten sie zusammen auch etwas bewegen. Wäre doch gut, wenn alle Studenten aus Deutschland sich einmal im Jahr eine Woche lang treffen würden. Dadurch bekämme der Student aus Marburg auch die Probleme der Studentin aus Berlin mit - und umgekärt. Die Studenten in Deutschland könnten viel mehr erreichen, wenn sie sich alle als Gemeinschaft verstehen würden und nicht nur lokale Scharmützel führten. Ein Event wie die Springbreak könnte helfen, solches zu bewirken. Aber so eine Tradition gibt es in Deutschland ja nicht. Schade, oder?

FCM