JUST FOR FUN

Wenn Supermacho und Dauergrinser Dieter Bohlen, dessen Grübchen im Laufe der Jahre zu langen Furchen gewachsen sind, mit seiner inhaltsarmen Biographie die Bestsellerlisten anführt und in etlichen Werbespots die Hauptrolle spielt...

Wenn Waisenjunge Harry Potter zur Pflichtlektüre für Jung und Alt erklärt wird und wahre Größen wie Goethe, Schiller oder Shakespeare in den Hintergrund rücken, weil sie nicht mehr zeitgemäß sind...

Wenn der Beruf des Models, sofern er denn als solcher bezeichnet werden kann, als Qualifikation ausreicht, um Sänger, Schauspieler oder Moderator zu werden, weil Teleprompter und ein gut ausgerüstetes Tonstudio eventuelle Talentschwächen unsichtbar werden lassen und weil sich heutzutage ohnehin ein Produkt viel mehr durch seine Verpackung als durch seinen Inhalt verkauft...

Wenn nahezu jeder zweite Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren nicht mehr Feuerwehr- oder Bankkaufmann/frau, sondern Popstar werden will und seine daraus resultierenden Bildungslücken in der PISA-Studie deutlich macht...

Spätestens dann ist eines gewiß:

Wir leben in einer Spaßgesellschaft. Und das ist traurig, deprimierend, katastrophal. Weil wir darauf, wie auf vieles andere, keinen Einfluß haben. Da erscheint es doch logisch und plausibel, jedes verbleibende Recht auf Mitbestimmung aktiv zu nutzen. Sollte man meinen.

Doch die Realität sieht - wie so oft - anders aus.

Anfang Februar kommenden Jahres finden die alljährlichen Wahlen zum Studenten/InnenParlament statt und man darf auf rege Beteiligung HOFFEN. In den letzen Jahren lag die Wahlbeteiligung an der WiWi-Fak weit unter 20%. Wieso? Vielleicht ganz einfach mit so etwas wie Indifferenz zu erklären. Das verhärtete Klischee des dummen, egoistischen, materialistischen, ignoranten Studenten der Wirtschaftswissenschaften, insbesondere des BWLers ist womöglich nicht ganz bodenlos. Dennoch kann zumindest mangelnde Intelligenz nicht die Ursache sein.. Denn wer die WiWi-Fakultät nach dem 1.Semester noch nicht freiwillig verlassen hat, müßte an sich in der Lage sein, die für ihn in Frage kommenden Kästchen auf dem Wahlzettel anzukreuzen, zumal das Ankreuzen dank der zahlreichen Multiple-Choice-Klausuren hier schnell zur Routine wird.

Woran könnte es also sonst noch liegen? Ihr bekommt für die Abgabe Eurer Wahlzettel kein Geld und in Eurem Lebenslauf ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht von Interesse.

An dieser Stelle wird daher noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Ihr damit niemandem einen Gefallen tun sollt. Ihr macht das vor allem für Euch selbst. Zu glauben, dass einen das alles nichts anginge, wäre ein verheerender Denkfehler. In den hochschulpolitischen Gremien wird über Eure Gelder, Eure Studien- und Prüfungsordnungen ,über Eure Zukunft entschieden und verhandelt. Gerade in der derzeitigen Situation sollte offenkundig werden, welche Rolle die Hochschulpoltik spielt.

Wenn jegliches Tun und Handeln von Egoismus geprägt ist, ist das eine Sache. Aber wer den falschen Weg zum Ziel verfolgt, läuft an letzterem schnurstracks vorbei.

Wir, die verantwortungsbewußt wählen gehen und uns weit darüber hinaus engagieren, tun dies nicht aus Langeweile oder um unser Studium unnötig in die Länge zu ziehen, sondern weil auch wir einen gesunden Egoismus durchaus zu unseren Eigenschaften zählen, und natürlich nicht zuletzt deswegen, weil wir den Egoisten in uns in unserem tief verankerten Altruismus einbetten.

Sich einmal im Jahr 5 Minuten Zeit zu nehmen, um die Wahlurnen aufzusuchen, die bequemer- und entgegenkommenderweise auch noch im Aqarium aufgebaut sind, kann man kaum als Aufwand verbuchen.

Unter www.studentenrat.de ist ausführlichst beschrieben, welche Aufgaben die einzelnen Gremien erfüllen und wie sie miteinander in Verbindung stehen. Verständlicherweise würden nähere Ausführungen dazu hier den Rahmen sprengen.

Da es nun mit Sicherheit noch immer einige gibt, deren Motivation und Überzeugung nicht ausreicht, an den Wahlen teilzunehmen, bleibt zu sagen, dass es in einer Spaßgesellschaft mindestens einen Grund gibt wählen zu gehen: JUST FOR FUN!

[Sabrina Nasrun]