Auslandspraktika

Was prägt unser tägliches Leben auf lange Sicht am stärksten? Religion, Eltern, Freunde oder Partner? Falsch, es ist der Lebenslauf. Der heilige Lebenslauf. Für ihn machen wir alles: ein gutes Abi, das richtige Studienfach, Bund oder Zivi und eben oftmals sinnlose Praktika. Nichts scheint besser für den glattgebügelten Lebenslauf als ein Praktikum - am besten im Ausland. Wer sich dazu entschlossen hat, kann von dem europäischen Leonardoprogramm tatkräftig unterstützt werden.

Neben Erasmus und Comett gibt es mit Leonardo ein weiteres Programm, welches den europäischen Studentenaustausch fördert. Doch während die beiden anderen Programme Auslandsstudien organisieren, richtet sich Leonardo an Studenten, die im Ausland ein Praktikum absolvieren wollen. Leonardo ist ein Stipendienprogramm, welches relativ umfangreiche finanzielle Unterstützung für Auslandspraktika gewährt.

Was bietet Leonardo?

Das Hauptelement von Leonardo ist ein finanzieller Zuschuss zur Praktikumsvergütung. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach der Vergütung, welche das Unternehmen zahlt. Es gilt dabei die Regel, je geringer die Vergütung des Unternehmens ist, umso höher ist der Zuschuss, maximal beträgt dieser jedoch 500 Euro. Des Weiteren übernimmt Leonardo Reisekosten und Kosten für Sprachkurse. Diese Unterstützung kann man beantragen für ein Praktikum, welches man sich selbst gesucht hat oder für eins, welches von Leonardo vermittelt wurde. Ja, ihr habt richtig gelesen, nach Abgabe eines Bewerbungsbogens sucht das Leonardoprogramm nach einem passenden Praktikum im Wunschland und das kostenlos!

Wie kann man sich bei Leonardo bewerben?

Allgemein gesagt können an Leonardo europäische Studenten und Absolventen teilnehmen. Doch dabei gibt es einige Einschränkungen zu beachten, als Student muss man: das Vordiplom vollendet haben, ein bestimmte Fachrichtung studieren (Wirtschaft wird fast immer gefördert), jünger als 30 Jahre sein und eine Fremdsprache beherrschen.

Wenn man diese Vorraussetzungen erfüllt, erfolgt nach der Abgabe des recht umfangreichen Bewerbungsbogens eine Entscheidung, ob das Projekt gefördert wird. Dabei gibt es einige Kriterien, die eine Förderung von Anfang an ausschließen.

Es werden nur Praktika in EU oder EU-Beitrittstaaten gefördert, die Institution in der das Praktikum absolviert wird, darf keine nationale Interessenvertretung sein und Botschaften scheiden somit grundsätzlich aus, bei Auslandshandelskammern bedarf es einer besonderen Begründung. Das Stipendium ist vor Praktikumsbeginn zu beantragen.

Wo kann ich mich bewerben?

Grundsätzlich ist eine Uni pro Bundesland für Leonardostipendien zuständig. In Berlin ist dies die TU-Berlin.

Man sollte sich als Berliner Student zuerst dorthin wenden. Allerdings ist es auch möglich, sich bei Leonardobüros in anderen Bundesländern zu bewerben. Diese fördern im allgemeinen nur Studenten ihres Bundeslandes, doch wenn bspw. in Berlin das finanzielle Kontingent für Praktika in Großbritannien erschöpft ist, dann kann man auch in anderen Leonardobüros anfragen. Angemerkt sei hier noch, dass die einzelnen Förderbüros unterschiedliche Kriterien haben, so unterstützt Berlin bspw. keine Praktika in Firmen, die keine Praktikumsvergütung zahlen, während dies in Brandenburg kein Problem ist.

Wo ist der Haken?

Dies alles hört sich ziemlich gut an, doch wie bei fast jeder Sache gibt es auch hier Nachteile. Das Schlimmste ist der enorme Papierkram. Es gilt so viele Formulare auszufüllen, Berichte zu schreiben, Unterschriften einzuholen und Bescheinigungen zu besorgen, so dass man sich fühlt, als würde man eine Lizenz für ein Atomkraftwerk beantragen. Ich musste 14 Formulare ausfüllen (das längste über acht Seiten), einen Bericht schreiben, zwei Beurteilungen besorgen. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein Stipendium gewährt werden kann, jedoch nicht muss. Es kann also durchaus passieren, dass man die ganzen Formalitäten erledigt hat und eine Förderung trotzdem abgelehnt wird. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet unter diesem Link weitere Informationen: http://www.wtb.tu-berlin.de/beratungen/eu_bildungsprojekte/leonardo.htm.

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