WLAN - Todesstrahlen im Hörsaal?

Wie um einen Altar versammeln sich immer mehr Studenten um die Hotspots der Fak­ultät, die das drahtlose Internet spenden. Woran liegt ihre gesunde Gesichtsfar­be? Können sich die Kommilitonen die vermutlich noch nie das BAföG-Amt von innen gesehen haben, neben einem schicken Laptop auch öfter das Solarium leisten? Oder ist die schicke Antenne sowieso viel effektiver als jedes Bräunungsstudio?

Das Thema Elektrosmog gerät langsam in Vergessenheit, mit Radio und analogem Fernsehen wurde sich abgefunden, vor GPS-Signalen ist sowieso kein Verstecken möglich, der Anteil der Mobilfunkgeräte pro Einwohner geht stramm auf die eins zu, Berlin hat das terrestrische Digitalfernsehen (DVB-t) eingeführt, der Dozent benutzt ein Funkmikrophon und Bluetoothmäuse sind langsam im Kommen. Wirkliche Sicherheit gibt es nirgends. Da ist es besser, sich ins Unvermeidliche zu fügen und gar nicht weiter darüber nachzudenken.

Eine Methode die schon bei Klimaschutz durchaus erfolgreich zum Tragen kommt. Wie sonst ließe sich die allgemeine Sorglosigkeit beim Umgang mit den knappen Ressourcen trotz alarmierender neuer Zahlen wie dem gewachsenem Ozonloch, dem geschrumpften Regenwald, bereits gestiegenem Meeresspiegel und der Zunahme von Naturkatastrophen erklären?

Ein normales Netzwerk bringt es auf 12.500kB/s (Zeichen je Sekunde), da nehmen sich die 1.400kB/s des W-LAN bescheiden aus. Doch die kommen immerhin aus der Luft, über Funkwellen im 2,4 GHz-Bereich und nicht aus der Dose. Ein Vergleich mit dem nicht unumstrittenen Handy (um 0,9GHz bzw. 1,8GHz) fördert Interessantes zu Tage. Der GSM-Standard bringt es auf etwas mehr als 1kB/s, selbst GPRS macht nur 5kB/s und UMTS wird vielleicht mal zwischen 8 und 48kB/s senden. Zum Vergleich: Ein Modem liegt bei 7kB/s, ISDN bei 8 kB/s und DSL zwischen langsamen 16 und 384kB/s.

Doch die Bandbreite sagt wenig über die mög­lichen Ge­sundheitsgefahren aus. Der Ge­setzgeber macht es sich an dieser Stelle einfach. Die Grenzwerte, die vor einer möglichen Ge­fahr schützen sollen, beziehen sich auf eine messbare Erwärmung des Gewebes. Ähnlich wie Mikrowellen das Mensaessen aufwärmen, so dürfen die Funksignale zum Beispiel das be­­sonders empfindliche Auge nicht unnötig gril­len. Um die Haut um ein Grad zu erhitzen, wer­den mindestens 100.000.000µw/m² benötigt.

Ein zehntel davon entspricht dem deutschen Grenzwert. Das macht deutlich, dass eine Gefahr nur in der direkt messbaren Erwärmung eines Menschen gesehen wird.

Doch Beeinträchtigungen finden schon vor einer messbaren Erwärmung statt. Hirnstromveränderungen lassen sich bereits ab 1.000µw/m² mit dem EEG nachweisen. Grund genug für den BUND diesen Wert als Empfehlung auszusprechen. Verschiedene andere Empfehlungen gehen bis auf 100µw/m² herunter.

Um die Sache auf die Spitze zu treiben, der baubiologische Richtwert für Schlafbereiche in Deutschland, denn auch dafür werden Hörsäle immer öfter genutzt, liegt bei 0,1µw/m².

Doch wie hoch ist die Belastung nun wirklich? Von der fest installieren Seite (dem Accespoint) aus betrachtet, lassen sich auf den W-LAN-Frequenzen Werte zwischen 0,1µw/m² und 23.000µW/m² messen. Diese Werte wurden nicht bei uns aufgezeichnet, doch zeigen sie gut, dass WLAN-Signale keineswegs immer und überall unbedenklich sind.

Zum Vergleich: Die Sendeanlagen im D-Netz (D1, D2) bringen es auf 1.200µW/m², im E-Netz (E+, O2) auf 120µW/m². Das sind die Werte für Unbeteiligte, sofern sie in einer VL oder beim Essen im Aquarium nicht direkt neben einem Dauersurfer sitzen.

Dessen Strahlen der WLAN-Karte erreichen nach etwa einem halben Meter immer noch 17.500µW/m². Wieder der Vergleich zum Handy: Das ist mit 45.000 bis 150.000µW/m² ein wahres Strahlenwunder, das DECT-Telefon bringt es auf 60.000µW/m². Ruht der Laptop allerdings auf den Knien sieht es ganz anders aus: 100.000µW/m² und mehr erreichen den Körper.

Vorsicht im Umgang scheint also geboten. Schließlich spart der ärmere Teil der Studenten noch auf einen brandneuen Computer mit eingebautem WLAN, Bluetooth und Infrarot und der soll sein Spielzeug schön selber auf den Schoß nehmen können und nicht schon von den anderen langsam vorher Tag für Tag gegrillt worden sein.

Gute Karten lassen sich so konfigurieren, dass sie sich bei Nichtbenutzung abschalten. Das tut das DECT-Telefon zum Beispiel nicht! Es sendet permanent, ob nun telefoniert wird oder nicht. Im Gegensatz zum Handy, dass im eingeschalteten Zustand nur hin und wieder Kontakt zur Basisstation auf nimmt.

Ihr seht, eine gewisse Paranoia sollte sich jeder bewahren. Beispiele dafür gibt es genug. Schuhläden mit Röntgengeräten in den 50igern, Contergan und die völlig ungefährliche Nutzung von Atomstrom bis Tschernobyl. Oder ich erinnere nur an das anfangs völlig harmlose brandsichere Baumaterial. Der Palast der Republik sollte Euch täglich erinnern.

Seid wachsam, Euer Heinrich