Alles Studium oder was?

Wer sein Abitur hinter sich gebracht hat, der steht vor der Wahl: Ausbildung oder Studium? Eine knifflige Entscheidung. Wer eine Ausbildung beginnen möchte und gleichzeitig Campus-Luft schnuppern will, dem sei eine Ausbildung an einer Universität empfohlen. Auch die Humboldt-Universität bildet in verschiedenen Berufen aus.

Ich selbst lerne dort den Ausbildungsberuf „Fachangestellte für Medien und Informationsdienste“, kurz FaMI, einer von neun Ausbildungsberufen an der HU. Das Einsatzspektrum von FaMIs ist weit gefächert. Sie arbeiten unter anderem in Archiven und Bildagenturen sowie in öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken, wobei dort ein Großteil der Lehrlinge ausgebildet wird.

Von den 1390 jungen Menschen, die sich im letzten Jahr an der Humboldt-Universität um einen Ausbildungsplatz beworben haben, wollten rund 150 den Beruf des FaMI erlernen.

Die Bewerber bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Manche kommen von der Haupt- oder der Realschule. Andere haben ihr Abitur abgelegt und einige sogar ein Studium hinter sich gebracht. Bei der Auswahl der Auszubildenden wird auf eine gesunde Mischung geachtet, niemand wird bevorzugt. Jeder, der einen Schulabschluss hat, bekommt eine Chance. Die Bewerbungsprozedur ist die übliche: Schriftliche Bewerbung, Eignungstest und Vorstellungsgespräch. Von den 150 Bewerbern durften fünfzig zum Vorstellungsgespräch erscheinen und fünf haben letztendlich einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Ich war eine von ihnen und lerne seitdem wie die Hintergrundarbeit einer Bibliothek abläuft. Die meisten Leser wissen nicht, welchen Weg ihr Buch gehen muss, ehe sie es in den Händen halten können. Es ist ein langer Weg mit vielen Stationen und in meiner Ausbildung lerne ich sie kennen. Drei Jahre werde ich nun zwischen der Betriebsabteilung, wo alle Bücher bestellt und bearbeitet werden, und der Universitäts-Bibliothek (UB), wo die Bücher eingestellt werden, die meiste Zeit hin- und herpendeln, um so zu lernen, welche Abläufe nötig sind.

Neben der Praxis, die hauptsächlich in der UB gesammelt wird, darf die Theorie natürlich nicht zu kurz kommen. In den Schulblocks, die meistens 3 Wochen dauern, wird der neue Unterrichtsstoff in den einzelnen Fächern vermittelt und zum Ende in Klausuren geprüft. Für FaMIs gibt es 6 Unterrichtsfächer: Englisch; MI (Medien und Information), wobei die grundlegenden Kenntnisse des Berufes vermittelt werden; Sozialkunde zur Formung der politischen Meinung; Wirtschaftslehre, um die Azubis über Rechte und Gesetze im Arbeitsleben zu informieren, SeBe (Service und Beratung), um den Umgang mit Computern zu trainieren und neue Recherchemöglichkeiten zu vermitteln; und natürlich Sport, um der Bewegung willen. Die Schulblöcke sind relativ anstrengend, denn der umgangreiche Stoff wird in sehr kurzer Zeit vermittelt. Trotzdem ist es angenehm mit vielen gleichaltrigen Azubis zusammen zu lernen. Die Pausen gestalten sich deshalb meist sehr unterhaltsam.

Leider sehen die Übernahmechancen, wie in den meisten Branchen, zur Zeit nicht sehr rosig aus, denn überall herrscht Einstellungsstopp. Doch trotz der getrübten Aussichten sollte jeder mit viel Engagement seine Ausbildung durchlaufen. Es gibt immer einen Weg.

Weitere Informationen findet ihr unter: http://www.hu-berlin.de/berufsausbildung/

Claudia Wiedelmann