Dreh Dir doch einen

Der Montag kommt immer wie ein Schlag. Da treibt mich nur der Rest Gute Laune, der noch durch meine Adern fließt, aus dem Bett. Leider reicht die nur bis zum Hörsaal. Doch diesen Montag ist schon im Foyer Schluss: Alkohol is(t) Mus(s). Meine Augen schweifen nach links und rechts. Im gehen sehe ich über die Schulter. Wer will mir etwas sagen?

Während der Vorlesung drehen sich meine Gedanken nur um dieses originelle Wortspiel im dreifachen Sinne. Nach der Vorlesung begrüßt die Ausstellung noch immer jeden, der in die Uni stolpert. Meine Paranoia ist verflogen. Keine Wandzeitung nur für mich. Nachdenklich hat sie mich dennoch gestimmt.

Mir ist die Lösung eingefallen. Diese Aktion der Arbeitsgruppe „Sucht der HU“ kann nur für meine asiatischen Kommilitonen bestimmt sein. Kampferprobte Trinker haben mit Alkohol schließlich kein Problem. Viele Asiaten schon eher, ihnen fehlt bekanntlich ein Enzym, das den Alkoholabbau regelt. Das taugt mitunter für nette Spielchen: Fallen sie bereits nach einem Bier ins Delirium? Aus dem sie hin und wieder hochschrecken und Buchhaltungsvorschriften herunter beten. Oder vertragen sie etwas mehr? Und singen erst nach dem dritten Bier Liebeslieder auf ihre Lieblingsdozentin.

Doch das ist bei näherer Überlegung diskriminierend. Wäre diese Ausstellung nicht besser in einer anderen Fakultät aufgehoben? Die Partys der Mediziner haben sich regelrecht in mein Gedächtnis eingebrannt. Das Alkoholproblem der Mediziner ist eher logistischer Natur: Wie kommt am schnellsten der Nachschub heran.

In der Mensa habe ich noch eine andere Idee. Ist es gar für die Bauarbeiter aufgebaut worden? In den frühen Morgenstunden, wo die Digitaluhr noch einstellig zählt, herrscht oft ein krasses Ungleichverhältnis zwischen arbeitender und niemals arbeiten wollender Bevölkerung. Der Sache gehe ich mit dem Hermes auf Grund. Das Interview, bei dem wir unter anderem nach dem Lieblingsbier der Bauarbeiter fragen, könnt ihr auf Seite 16 nachlesen.

Doch so richtig befriedigend ist auch das nicht. Auf der Wandzeitung kann ich lesen: „Je mehr Wahlmöglichkeiten jemand hat, Wohlbefinden zu erreichen, desto bedeutungsloser wird der Weg über den Alkohol.“ Eine Feststellung der ich nur zustimmen kann. Die Art des Getränks sagt viel über die Person hinter dem Glas aus. Auf dem Bau gibt es Bier und einfache Cocktails haben vielleicht noch im ersten Semester für die Schwaben den Reiz des Neuen. Doch spätesten danach fangen mit Absinth die lustigen Spiele an, bei denen selbst 80 Prozent nur Beiwerk sind. Und die hören mit Stechapfel und Fliegenpilz noch lange nicht auf.

Eine Infostellwand über Pilze würde viele Sachen vereinfachen und mit Sicherheit mehr Anklang finden. Denn Alkoholsucht? Mal ganz ehrlich, dass ist immer nur ein Problem der anderen, die zulange bei einer Sache hängen bleiben und den Wechsel zu den neuen noch trendigeren Sachen nicht schaffen.

HP.