In der uni bewegt sich was

So ab und an habe ich mich schon in den letzten vier Unijahren gefragt, warum ich gerade in dieser Zeit mein Studium aufnehmen musste, in der unser schönes altes Fakultätsgebäude durch externe Baumaßnahmen stark gebeutelt wurde. Exakt zum Beginn des WS 2000/01.

Voila!“, sagte eine innere Stimme höhnisch und begleitete mich durch diese vier Jahre, in denen ich zwischen Burgstr. 26, Spandauer 1 und Alex 5 und 6 hin- und herpendelte. Tja und wenn ich voraussichtlich Ende des nächsten Semesters hoffentlich mein Diplom in den Händen halten werde, kann ich dann mit einer gewissen Sentimentalität auf die bereits abgeschlossenen und in jener Zeit endlich anfangenden Renovierungsarbeiten blicken, zu denen ich jetzt etwas ausführlicher berichten werde…ja, für all die glücklichen Studenten, welche in diesen Genuss kommen dürfen.

Bei der Fakultätsratsitzung am 1. Dezember wurde beschlossen, dass sich die momentan am Alex 6 befindliche WiWi-Bibliothek nie wieder in ihre alten Räumlichkeiten in der zweiten Etage der Fakultät zurückkehren wird. Es ist daher geplant, die Zweigbibliothek ab 2009 in das System der humboldtschen Zentralbibliothek in der Georgenstraße einzugliedern. Anstatt dessen sollen 200 kleine, für die Gruppenarbeit unter Studenten gedachte Arbeitsplätze, entstehen.

Im vorderen Bereich soll eine Art Sessellounge eingerichtet werden, an diese sich die Gruppenarbeitsbereiche anschließen. Im hinteren Teil der alten Bibliothek befinden sich dann die Einzelarbeitsplätze. Um diesem noch eine bescheiden blinkende Krone aufzusetzen soll erwähnt sein, dass zusätzlich noch die Einrichtung einer Galerie geplant ist. Aufgrund dieser neu geschaffenen Arbeitsplätze für Studenten soll das im Foyer befindliche Aquarium abgebaut werden. Dieser „Glaskasten“, der kurz nach der Wende ursprünglich zur Erschließung neuer Essensplätze „hingesetzt“ wurde, jedoch in den letzten Jahren verstärkt studentischen Arbeitsgruppen als Treffplatz dient.

Und jeder, der dort schon einmal in kalten Jahreszeiten, intensiv grübelnd über einer Hausarbeit, gesessen hat, der kann sich wahrscheinlich an dieses „angenehm, flauschig-warme“ Klima erinnern und schätzungsweise keine Assoziation zu den Wörtern permanenter Durchzug und Ungemütlichkeit herstellen.

Neben der zweiten Etage des Südflügels unterliegen auch der Keller, das Erdgeschoss und die erste Etage einer mehr oder weniger komplett baulichen Umstellung. Die Mensa soll in den Keller verlegt werden, um zwei neuen Seminarräumen Platz zu schaffen.

In der ersten Etage sollen die sich immer noch im Rohbauzustand befindlichen Seminarräume 127 und 128 fertig gestellt werden. Eigentlich sollte dieses Vorhaben, welches sich auf die stolze Summe von ca. zwei bis drei Millionen Euro beläuft, bereits im letzten Jahr anlaufen, da die Universität unserer Fakultät finanzielle Mittel zugesprochen hatte, welche jedoch im letzten Moment wieder entzogen wurden und die Räume weiter in ihrem halbfertigen, unnutzbaren Zustand dahinschlummern konnten.

Und wie sieht es aus mit der Heilig-Geist Kapelle? Jene aufgrund der Nichtnutzung unscheinbare Kapelle, die im 13. Jh. erbaut wurde und einer stark differenzierten Verwendung und zahlreichen Umbauten unterlag. Diese musste zu DDR-Zeiten als Mensa herhalten und hat nach der Wende als Hörsaal gedient. Allerdings nur kurzfristig, da schlechte Akustik und auf Heizungsschäden zurückzuführende Kälte jene als Hörsaal undienlich machten.

Und so überdauerte diese Kapelle mit ihrem spirituellen Wesen, den hier im Hause so rational gelehrten Fächern eine gewisse irrationale Philosophie gebend, mehrere Studiengänge, den meinen eingeschlossen. Aber Ende Juni 2005 öffnet sie dank privater Spenden und öffentlicher Mittel wieder ihre Pforten. Allerdings wird unsere, in der nahen Zukunft wieder in ihrem von der wirtschaftlichen Mythologie umhüllenden Glanz erstrahlende Kapelle nicht mehr ins Hörsaaltum verbannt, sondern als Festsaal sowohl für interne als auch externe Veranstaltungen genutzt, unter anderem für Präsidiumssitzungen, Verleihung von Urkunden und dergleichen. Natürlich sind noch diverse andere, nach eben genannten Bauvorhaben anstehende Renovierungen geplant. So wird sich das Augenmerk der Fakultätsverschönerung auch irgendwann einmal auf den Hof, der in letzter Zeit als Zwischenlagerstelle für Baumaterialien herhalten muss, lenken und diesem ein freundlicheres Gesicht geben. Außerdem soll der unter Denkmalschutz stehende Hauptteil der Fakultät einen neuen Anstrich der Wände und Decken erhalten. Dafür wurden sogar schon Wanduntersuchungen durchgeführt, mit dem Ziel exakt den Farbtyp zu definieren, welcher die Wände bei der Erbauung im Jahre 1906 „geschmückt“ hat. Da Nord- und Südflügel der Fakultät nur spätere Anbauten sind und daher nicht mehr unter die Hand des Denkmalschutzamtes fallen, konnten diese problemloser und ohne große Genehmigungen renoviert werden. Dem Hauptteil muss sich jedoch behutsamer angenommen werden. Nachdem die Wanduntersuchungen im großen und ganzen seit Herbst abgeschlossen sind, beschäftigt sich momentan die Restaurationsfirma, ARGE-Hüttisch-Rentjes-Taube, welche bereits bei der Restauration von Deckengewölbe, Wänden und Fußböden in der Heilig-Geist Kapelle mitgewirkt hat, mit der Erstellung einer sogenannten Musterachse. Anhand dieser ist die Entwicklung einer für die Decken und Wände gerechten Anstrichtechnologie möglich. Ja, und all diese, das Herz eines WiWi-Fakultätsliebenden Studenten, motivierenden Pläne kommen in der Zeit, in der ich langsam beginne meinen Studentenmantel an den Kleiderständer zu hängen, um ihn vielleicht wieder einmal anzuziehen oder für einen dynamischen Erstsemestler mit all seinen Erinnerungen zu hinterlassen.

kh