Neues Outfit

Jeder kennt die Shirts der HU, welche in Farbe, Größe und Schnitt variieren. Eigentlich eine schöne Sache, so kann man sein Zugehörigkeitsgefühl und seinen Stolz auf die geliebte Alma Mater seiner Umwelt präsentieren.

Seit circa fünf Monaten hat nun auch unsere Fakultät ihr eigenes T-Shirt. Bislang gibt es das Shirt nur in der Farbe blau und ist im Raum 139, montags bis freitags von acht bis dreizehn Uhr zu erwerben. Das Shirt für alle männlichen Wesen kostet zwölf bzw. für Studenten nur elf Euro. Die Frauen müssen allerdings für das feminime Modell etwas tiefer in die Tasche greifen und sich, je nach dem ob Studentin oder Nichtstudentin, entweder fünfzehn oder sagenhaft günstigere vierzehn Euros entledigen. Jetzt kann man auf seiner Brust nicht mehr nur das Logo der Humboldt-Universität tragen, sondern auch speziell und ganz modisch das Symbol der eigenen Fakultät und sich so als Student der Wirtschaftswissenschaften outen.

Aber warum gibt es unterschiedliche Shirts für Männer und Frauen, jedoch keine Shirts speziell für BWLer und VWLer? „Weil wir eine Fakultät sind. Eine Unterscheidung in Shirts und Lady-Shirts ist sinnvoll und wird von den Nachfragern erwartet. Über eine weitere Produktdifferenzierung wird derzeit nachgedacht“, so Professor Schwalbach.

Mal angenommen es gäbe studiengangspezifische Shirts. Wie würden diese wohl aussehen? Der anspruchsvolle und oftmals als wählerisch angesehene BWLer würde sich natürlich nicht mit einem einfachen T-Shirt zufrieden geben. Es müsste schon ein Polo-Shirt in den verschiedensten Farben aus feinster gekämmter Baumwolle und mindestens fünf Prozent Stretchanteil sein. Am besten mit farblich abgestimmter integrierter Krawatte, was seinen eleganten Business-Look dezent unterstreichen würde. Denn mit einem guten Aussehen lesen sich die aktuellen Wirtschaftsnews gleich doppelt so gut. Im Gegensatz dazu gibt sich der eher bescheiden wirkende VWLer auch schon mit einem hundert Prozent Baumwolle T-Shirt zufrieden, denn letztendlich ist es diesem theorieversessenen Geschöpf sowieso egal, welche Kleidung er bei seiner Vertiefung in makroökonomische, von quantitativer Methodik begleitende Welten trägt. Im schärfsten Falle wäre es sogar denkbar, dass er beim Ablegen seiner Jacke inmitten einer Vorlesung plötzlich realisiert, dass ihn sein Shirt, linksrum an seinem Körper hängend, angrinst.

Aber warum sieht man in unserer Fakultät nur so wenige Studenten, die das neue Shirt tragen? In den USA präsentiert fast jeder Student mit Stolz ein T-Shirt seines Colleges oder seiner Universität. Ist es unseren Studenten peinlich ein derartiges T-Shirt zu tragen? Tragen sie es nur außeruniversitär? Oder wissen sie überhaupt nicht, dass es dieses neue Fakultäts-Shirt gibt?

Die aktuellen Verkaufszahlen liegen bei durchschnittlich fünfzehn Stück pro Monat, allerdings „mit Beginn der kalten Jahreszeit gibt es nur noch gelegentliche Verkäufe“, so Professor Schwalbach.

Die Verkaufszahlen werden zum Frühling hin sicherlich wieder steigen, aber auch jetzt im Winter lässt sich das Shirt durchaus auch prima unter der Strickjacke tragen.

Wer also immer noch kein Weihnachtsgeschenk für seine Lieben hat und nicht wieder erst am Vormittag des 24. Dezember durch die Geschäfte hetzen möchte, um noch schnell irgendein unüberlegtes, kaum mit persönlicher Individualität behaftetes Geschenk zu kaufen, sollte dieses Jahr unser wunderschönes blaues Fakultäts-Shirt verschenken, denn so ein modisches Kleidungsstück hat nicht jeder.

kj