Denn sie wissen nicht was sie tun!

Das Semesterticket ist tot. Lang lebe das Semesterticket. Schon zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten wurde nun über ein Semesterticket abgestimmt. Bestimmt wissen die wenigsten von euch, wie und weshalb es zu zwei so dicht aufeinander folgenden Urabstimmungen kam.

Das Semesterticket soll dem Prinzip der Umsatzneutralität folgen, das heißt die Einnahmen der BVG durch das Semestericket sollen genau so hoch sein, wie der Umsatz, den Studenten vor Einführung des Semestertickets erbrachten. Doch wie ermittelt man diese Größe?

Das Semesterticket soll dem Prinzip der Umsatzneutralität folgen, d.h. die Einnahmen der BVG durch das Semesterticket sollen genau so hoch sein, wie der Umsatz, den die Studenten vor Einführung des Semestertickets erbrachten. Doch wie ermittelt man diese Größe?

Um den Studentenumsatz zu ermitteln, haben sich BVG und Semtex (Verhandlungsführer der Sudenten) auf einen Gutachter geeinigt, dessen Zahlen die Grundlage für die Berechnung des zukünftigen Preises des Semestertickets seinen sollten.

Doch wurden auf Basis desselben Gutachtens unterschiedliche Ergebnisse für den Preis des Semestertickets erzielt. Daher gab es seit Anfang 2004 großen Streit zwischen den Semtex-Verhandlungsführern und der BVG über die Interpretation dieser Zahlen. Exemplarisch sei dieses Beispiel erwähnt:

Ein großer Streitpunkt dieses Gutachtens ist die Zurechnung von 6000 Berliner Studenten, die in Potsdam studieren. Sie werden zwar als Kostenverursacher eingerechnet, aber nicht als Semtexzahler in Berlin.

Eine öffentliche und transparente Diskussion über das Gutachten ist nicht möglich, da die BVG eine Veröffentlichung verweigert. Grund dafür sind die betriebsinternen Daten der BVG, die aus dem Gutachten ersichtlich sind.

Anfang Juli musste dann über die neuen Preise der BVG und von Semtex abgestimmt werden, da die neuen Preise nicht mehr vertragskonform waren.

Der Semtex Preise war für die BVG von Anfang an inakzeptabel. Daher ist jedem, der nur ein bisschen Ahnung von der Materie hatte, klar gewesen, dass ein anderes Ergebnis als die Annahme des BVG-Angebots faktisch auf eine Abschaffung des Semestertickets hinauslaufen würde. Die Mehrheit der Anfang Juli abgegebenen Stimmen, etwa 68%, ist damals dem Aufruf des Refrats mit seiner großen „Semtex jetzt hier kürzen“ Kampagne gefolgt und hat das 1,5 Jahre alte Kind Semesterticket ins Wasser geworfen, um zu schauen, ob es denn schon gegen die BVG schwimmen kann. Mit der Unterstützung von etwa 10,4% aller Studierenden in der Tasche passierte erst mal gar nichts. Die BVG war der Ansicht, nicht mehr verhandeln zu müssen und die Politik meinte, sie hätten die Einführung unterstützt, den Rest müsst wir selbst regeln und die Konsequenzen der Entscheidungen tragen.

Da pokern ohne Gegenspieler trotz Ass im Ärmel nicht funktioniert, machten alle erst mal Sommerpause. Bis Ende Oktober tat sich nicht viel. Dann reifte langsam die Erkenntnis, dass die „Verhandlungen“ wohl zu keinem Ergebnis kommen würden und die Stimmung kippte.

Plötzlich fühlten sich einige Studenten getäuscht und forderten ihre studentischen VertreterInnen massiv dazu auf, eine neue Abstimmung mit eindeutigen Formulierungen abzuhalten, damit jedem die Konsequenzen seiner Wahl bewusst werden. Der Stupa beugte sich dem überraschenden Druck. Damit die Wiedereinführung noch bis zum Sommersemester möglich war, musste innerhalb von zehn Tagen eine neue Urabstimmung organisiert werden.

Bei der zweiten Abstimmung war nun alles anders. Die Wahlbeteiligung war mit 26,12% aller Studenten mehr als doppelt so hoch wie bei der Vorrangegangenen Wahl und unsere Fakultät bekam mit einer Wahlbeteiligung von etwa 45% den ersten Platz unter den Fakultäten zugesprochen. Das Ergebnis ist schon beeindruckend: mit 91,53% ist das Ticket zu den Konditionen:

-„Ab dem Sommersemester 2005 und im Wintersemester 2005/06 einen Preis von 141,00 € pro Semester

-zum Sommersemester 2006 und im Wintersemester 2006/07 eine Steigerung auf 145,00 € pro Semester

-zum Sommersemester 2007 und im Wintersemester 2007/08 eine Steigerung auf 149,50 € pro Semester“

angenommen worden. Beachtlich: Bei der allerersten Einführung waren es 76,4%, die sich dafür ausgesprochen hatten. Das spricht doch trotz des höheren Preises für hohe Akzeptanz.

Denjenigen unter euch, die das Semesterticket immer noch nicht mögen, sei versichert, dass es in drei Jahren bestimmt wieder eine Abstimmung gibt, die dann hoffentlich jemand anderes als ich kommentiert.

FCM